Prof. Dr. med. Richard Kobza

Facharzt Kardiologie und Innere Medizin Spez. Rhythmologie

Keine Macht der Ohnmacht

Herzrasen, Schwindel, Ohnmachtsanfälle. EinHerzmonitoring kann helfen, die Ursache der Beschwerden zu finden. Prof. Dr.Richard Kobza über ein Diagnosegerät, das Leben retten kann.

 

Wer braucht ein Herzmonitoring?

Ein Herzmonitor dient dazu, kontinuierlich die Herzaktivität eines Patienten aufzuzeichnen und somit Informationen über mögliche Herzrhythmusstörungen zu sammeln. Das Gerät eignet sich für Patienten, bei denen der Verdacht auf Rhythmusstörungen besteht oder bei denen bereits eine solche diagnostiziert wurde.

 

Was kann sonst noch hinter Ohnmachts-anfällen stehen?

Ohnmachtsanfälle können verschiedene Ursachen haben und werden nicht nur durch Herzprobleme verursacht. Einige andere möglichen Gründe für Ohnmachtsanfälle können Blutdruckabfall, neurologische Erkrankungen, Dehydration, Hyperventilation, Anämie, Epilepsie oder psychologische Störungen sein. In diesen Situationen würde der Herzmonitor keine Rhythmusstörung anzeigen.

 

Wie oft überwacht der Arzt die aufgezeichneten Daten?

Der implantierte Herzmonitor zeichnet kontinuierlich. Daten über die Herzaktivität des Patienten auf, überträgt sie drahtlos auf eine spezielle Plattform. Der Arzt kann die aufgezeichneten Daten dann analysieren. Die Überwachung der Daten erfolgt in der Regel über einen Zeitraum von mehreren Monaten oder Jahren, je nach den Anweisungen des behandelnden Arztes. Das Gerät kann auch auf Alarm gestellt werden, wenn bestimmte Bedingungen oder Abnormalitäten im Herzrhythmus des Patienten auftreten. Auf diese Weise kann der Arzt schnell handeln, um potenziell lebensbedrohliche Situationen zu verhindern. Man muss sich aber bewusst sein, dass der Herzmonitor ein Diagnosegerät ist und sich nicht für eine Überwachung bei Notfällen eignet.

 

Greift das Gerät bei Herzrhythmusstörungen korrigierend ein wie ein Herzschrittmacher?

Ein Herzmonitor greift nicht korrigierend ein. Wenn der Arzt eine Herzrhythmusstörung oder eine andere Abnormalität feststellt, kann er eine Behandlung empfehlen, die möglicherweise auch einen Herzschrittmacher umfasst. Der Herzmonitor ist nur ein Diagnosegerät und dient nicht zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen.

 

Wie wird der Herzmonitor implantiert?

Der Herzmonitor wird in der Regel ambulant implantiert. Der Eingriff wird unter örtlicher Betäubung durchgeführt. Durch einen kleinen Einschnitt von zirka 5 mm wird das Gerät unter die Haut des Brustkorbs des Patienten platziert. Das Ganze dauert normalerweise nur wenige Minuten, und Betroffene können kurz danach wieder zu hren normalen Aktivitäten zurückkehren.

 

Wie oft muss die Batterie gewechselt werden?

Die Batterielaufzeit beträgt in der Regel vier bis fünf Jahre. Nach Ablauf dieser Zeit muss der Herzmonitor in einem kurzen Eingriff ausgetauscht werden. Die Diagnose wird aber meist vor der Ablaufzeit gestellt, sodass der Monitor problemlos entfernt werden kann.

 

Kann das Gerät einen Herzinfarkt oder Schlaganfall verhindern?

Dank einem Herzmonitoring lassen sich viele Herzrhythmusstörungen frühzeitig erkennen und behandeln, bevor es zu ernsthaften Komplikationen wie einem Schlaganfall kommt. Ein Monitoring allein ist keine Garantie, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu verhindern. Es ist nur ein Instrument, das zur Diagnose von Herzrhythmusstörungen und zur Überwachung von Patienten mit bestimmten Herzkrankheiten eingesetzt wird.

 

Der Herzmonitor arbeitet mit Algorithmen. Weshalb?

Die Algorithmen wurden entwickelt, um eine Vielzahl von Herzrhythmusstörungen zu erkennen, einschliesslich Vorhofflimmern, ventrikulärer Tachykardie, Bradykardie und andere Arrhythmien. Die Algorithmen werden regelmässig aktualisiert und verbessert, um sicherzustellen, dass der Herzmonitor den neuesten Stand der medizinischen Technologie widerspiegelt.

 

Schürt das beim Patienten nicht Ängste, wenn er seine Herzfrequenz dauernd im Blick hat?

Das Tragen eines Herzmonitors kann für manche Patienten mit Herzproblemen beängstigend ein, da sie sich ständig daran erinnert fühlen können, dass ihr Herz überwacht wird. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass die meisten Patienten sich schnell an das Tragen des Monitors gewöhnen und es als eine hilfreiche Möglichkeit zur Überwachung ihrer Herzaktivität empfinden. Das Gerät kann auch ein Gefühl von Sicherheit und Kontrolle geben. Es ist jedoch wichtig, dass Patienten und Patientinnen von ihren Ärzten umfassend über die Nutzung des Herzmonitors informiert werden, um Ängste oder Sorgen zu minimieren.

Der Artikel wurde veröffentlicht: https://www.doktorstutz.ch/keine-macht-der-ohnmacht/